In dem Gedankenflow “Vertrauen” geht es um die aktuelle “Corona-Krise”. Was sie mit uns als Menschen macht und welche Chancen sie beinhaltet. Es geht um die Angst, die viele zurzeit haben und um das Vertrauen, das auf der anderen Seite steht.
Vertrauen
Ich schaue mich um, in diesen Zeiten, in denen Angst und Zweifel uns begleiten.
Nie hätte ich gedacht, dass es hier in diesem Land soweit kommt.
Dass die eigene Existenz bedroht und Unsicherheit in uns wohnt.
Es ist nicht alleine die Welt da draußen, die sich verändert hat.
Sie bringt in uns nur zum Ausdruck, was in uns schon lange keine Stimme hat.
Wir orientierten uns am Leistungsprinzip. Gib alles, was du kannst. Dann wirst du geliebt.
Dann bekommst du Anerkennung, dann ist da jemand, der dich sieht.
All unser Tun, all unser Streben bewegte sich im Korsett Namens Leben,
das genährt wurde von der Angst in uns selbst,
indem wir mehr auf den Kopf hörten, anstatt auf das Herz.
Ich schaue mich um, in diesen Zeiten, und ich stelle fest:
Die Angst wird geschürt, wenn selbst ein Kind spürt, hier ist etwas nicht ok.
Denn die Erwachsenen, zu denen es einst aufsah‘ wanken, sie zittern, hetzen umher
und klammern sich an Toilettenpapier und Mehl,
als ob es das Letzte auf diesem Planeten wär‘.
Diese Welt ist sich inzwischen sehr nah und nun schotten wir uns ab
vor einer unsichtbaren Gefahr. Das ist das Paradoxe.
Und so ist jeder, dem wir begegnen potenziell gefährlich und seien wir doch mal ehrlich.
Wir gehen uns aus dem Weg, anstatt aufeinander zu. Und vielleicht ist das auch gerade gut.
Vielleicht sollten wir uns darauf besinnen wer wir sind. Jeder für sich.
Wir werden gezwungen mehr bei uns zu sein.
Ich schaue mich um, in diesen Zeiten, und ich frage mich:
Was brauchen wir eigentlich wirklich? Das wird uns anscheinend gerade klar.
Wollen wir wirklich so weitermachen wie bisher? Immer höher schneller weiter?
Nun bremst uns das Leben aus.
Alles hat seinen Sinn, auch wenn wir ihn nicht immer verstehen.
So gebe ich mich dennoch diesem Gedanken hin.
Wir sind nun kollektiv gezwungen einen Schritt zurückzutreten.
Das bedeutet keineswegs einen Rückschritt, sondern die Dinge einfach nur anders zu betrachten
und einen größeren Ausschnitt von dem Bild vor uns zu sehen.
Was sich dort abspielt ist das Leben in 4K. Und wenn ich länger darauf schaue,
wird mir einiges klar. Und dennoch sind da noch Fragen, die mich beschäftigen:
Wohin gehen wir als Gesellschaft? Welche Vision trägt uns nach vorn?
Was treibt uns an? Was gibt unserem Leben eine Form?
Sind wir nur leere Hüllen, die funktionieren im System?
Oder streben wir nach einem erfüllten Sinn und damit nach einem bedeutsamen Leben?
Nun sind wir selbst gezwungen uns näher zu sein. Jeder in seinem Heim.
Der eine mit Familie und Freunden, der andere allein.
Uns verbindet die Trennung voneinander. In diesem Durcheinander ist es an der Zeit,
dass sich die Dinge neu sortieren. Oder wollen wir uns weiter hier im Labyrinth verlieren?
Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen?
Sollen sie uns dafür lieben oder hassen? Wir haben es in der Hand.
Ich schaue mich um, in diesen Zeiten und ich begreife:
In der Stille kann neues entstehen. Manchmal braucht es die Ruhe, damit wir sehen,
was auf dem Weg hinter uns liegt. Und dann dürfen wir uns entscheiden,
ob das so richtig ist. Wenn nur jeder seinen Weg anschaut, ist schon viel erreicht.
Wir haben zwar Schlösser auf Treibsand gebaut. Doch dürfen wir das jetzt erkennen.
Denn jeder macht Fehler und das ist ok.
Sehen wir sie als unseren Lehrer auf dem Lebensweg.
Ich schaue mich um, in diesen Zeiten,
in denen uns neben der Angst auch Mut und Zuversicht begleiten.
Wir haben das Potenzial jetzt die Veränderung zu leben. Wenn wir uns jetzt trauen,
können wir gemeinsam neue Straßen bauen,
die gepflastert sind aus Hoffnung und Vertrauen.
Ich schaue mich um, in diesen Zeiten
und ich danke all denjenigen, die diese Gesellschaft aufrecht halten.
Es sind die Menschen in den Supermärkten, die wir bisher nicht wertschätzten,
weil wir sie nicht bemerkten.
Doch ich sehe, was ihr leistet, wie ihr euch für uns einsetzt und das alles grandios meistert.
Ich danke all den Krankenschwestern und Pflegern, die besonders jetzt ihr Bestes geben.
Ohne sie wären wir doch längst erledigt. Danke an alle helfenden Hände, die alles stützen,
alles halten, die für uns so viel tragen in diesen Tagen.
Wenn ich euch sehe, habe ich keine Angst, denn ihr seid ein Vorbild, ein heller Lichterglanz.
Ich vertraue darauf, dass es nach dieser Zeit auch so bleibt.
Dass alle erkennen wie wichtig ihr seid.
Ich schaue mich um, in diesen Zeiten und ich wünsche mir:
Möge uns das Vertrauen begleiten.